Neurokommunikation: Wie Hirnforschung PR-Strategien verändert
Marketing
Posted 27 Nov. 2025
Kommunikation wirkt tiefer, als ihr kurzer Moment der Wahrnehmung vermuten lässt. So können Bilder, die kaum Beachtung fanden, plötzlich wie gestochen vor Augen erscheinen und Botschaften stimmig klingen, ohne verstanden worden zu sein. Der Grund? Das Gehirn analysiert Inhalte zunächst nicht direkt, sondern ordnet sie erst intuitiv ein. So werden Emotionen, Muster und bekannte Signale schneller verarbeitet als bewusste Argumente. Dadurch entscheidet sich früh, was relevant wird und was verblasst.
Aktuelle Erkenntnisse aus der Wahrnehmungs- und Verhaltenspsychologie zeigen, wie unser Gehirn Informationen filtert, welche Reize Aufmerksamkeit erzeugen und warum manche Botschaften länger im Gedächtnis bleiben als andere. Dieses Wissen ergänzt bestehende Kommunikationsansätze und hilft, Inhalte so zu gestalten, dass sie leichter aufgenommen und besser erinnert werden.
Auf diese Weise erweitert die Neurokommunikation bewährte PR-Strategien, indem stärker berücksichtigt wird, wie Informationen verarbeitet werden. Es bleibt aber die Frage: Wie fügt sich diese Idee in die Welt der PR ein – und worauf muss man achten, um Neurokommunikation nutzbar zu machen?
Klassische PR setzt auf Reichweite und Wiederholung, also darauf, Botschaften sichtbar zu machen und sie in relevanten Kanälen zu platzieren. Dieses Fundament bleibt wichtig. Doch in einem Umfeld mit vielen Informationen und kurzen Aufmerksamkeitsspannen gewinnt ein weiterer Faktor an Bedeutung: Inhalte müssen nicht nur gesehen werden, sie sollten auch etwas auslösen.
Das Gehirn filtert ununterbrochen Informationen und entscheidet innerhalb von Sekunden, welche Inhalte relevant sind. Zu viele Reize überfordern, zu viele Botschaften verwirren. Neurokommunikation setzt deshalb auf Klarheit und Reduktion: Weniger Information, dafür mehr Bedeutung. Prägnante Überschriften, ein starkes Bild oder ein klarer Gedanke lenken die Aufmerksamkeit gezielt auf das Wesentliche und erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass Botschaften wahrgenommen und erinnert werden.
Eine klare Botschaft wird stärker verinnerlicht, wenn sie emotional anschlussfähig ist Sprache und visuelle Gestaltung spielen dabei eine zentrale Rolle. Bildhafte Formulierungen aktivieren die Vorstellungskraft, rhythmische Strukturen erleichtern das Erinnern. Wiederkehrende visuelle Elemente, wie ein Leitmotiv oder eine konsistente Farbwelt, schaffen Orientierung und steigern die Wiedererkennbarkeit.
Dabei gibt es klare Prinzipien, denen im Kommunikationsalltag gefolgt werden kann, die sich gezielt Mittel der Neurokommunikation zu Nutze machen:
Durch die Konzentration auf Klarheit wird diese Herangehensweise zu einem strategischen Hebel. Botschaften werden von der Zielgruppe effizienter wahrgenommen, besser erinnert und können bei Rezipienten emotional sowie inhaltlich gezielt wirken. Die Verbindung von struktureller Übersicht, gezieltem Einsatz von Sprache und visuellen Ankern und messbaren Tests sorgt dafür, dass Kommunikation nicht nur informativ, sondern auch nachhaltig wirksam ist.
Neurokommunikation macht PR wirksam, weil sie versteht, wie Menschen Entscheidungen treffen. Ein anschauliches Beispiel zeigt sich im Bereich Energieversorgung. Strom gehört zu den Produkten, die kaum jemand bewusst wahrnimmt und nur selten mit positiven Gefühlen verbindet. Dennoch gelingt es manchen Anbietern, ihre Marke emotional aufzuladen. Dabei zeigen wirksame Kampagnen nicht etwa technische Details, sondern warmes Licht in einem Familienhaus, das gemeinsame Abendessen, spielende Kinder oder das Lesen vor dem Kamin. Es geht nicht um Kilowattstunden, sondern um das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Der abstrakte Nutzen wird emotional erlebbar und damit relevant.
Diese Wirkungsweise entsteht nicht zufällig. Neurokommunikation analysiert gezielt, welche Emotionen aktiviert werden, welche Systeme im Gehirn reagieren und welche Handlungen dadurch wahrscheinlicher werden. Eine zentrale Rolle spielen unterbewusste Motivsysteme, etwa das Bedürfnis nach Sicherheit, Entfaltung oder Kontrolle. Zielgruppen mit Sicherheitsfokus reagieren so etwa stärker auf Botschaften, die Verlässlichkeit vermitteln. Menschen mit hoher Erlebnisorientierung sprechen dagegen eher auf Neuheit und Innovation an, etwa auf Smart-Home-Lösungen oder neue Technologiegadgets. Solche Muster lassen sich heute empirisch überprüfen – durch Reaktionszeiten, Blickbewegungen oder implizite Assoziationstests, die zeigen, ob eine Botschaft wirklich andockt.
Neurokommunikation wird so zu einem strategischen Instrument, das psychologische Erkenntnisse, Daten und kreative Umsetzung verbindet. Ziel ist nicht Manipulation, sondern Relevanz: Kommunikation orientiert sich stärker an den tatsächlichen Bedürfnissen der Menschen statt an oberflächlichen Zielgruppenklischees. Botschaften werden dadurch klarer, glaubwürdiger und wirkungsvoller.
Wer nur lauter kommuniziert, verliert. Wer relevanter kommuniziert, gewinnt. Dabei macht das Werkzeug der Neurokommunikation deutlich, dass Entscheidungen nicht im Verstand entstehen, sondern in Sekundenbruchteilen im Gehirn. Marken, die genau dort ansetzen, werden nicht einfach nur gesehen, sie werden wahrgenommen, erzeugen Emotionen und bleiben im Gedächtnis
Wirkung entsteht also nicht durch mehr Worte, zusätzliche Kanäle oder größere Budgets. Entscheidend sind Botschaften, die sich verankern und im Gedächtnis bleiben. Genau hier setzt strategische Neurokommunikation an. Dieses strategische Werkzeug beeinflusst Verhalten, ob in der Markenwahrnehmung, bei Kaufentscheidungen oder in der Reputation von Unternehmen.
Wollen auch Sie neurokommunikative Elemente in Ihr Repertoir aufnehmen? Gemeinsam entwickeln wir gerne ein Konzept, dass Ihnen hilft bestmöglich ihre Marke im Gedächtnis zu halten. Kontaktieren Sie uns einfach über vibes@hbi.de.

Communication Advisor bei HBI Communication Helga Bailey GmbH
Lucia Galindo Riedel unterstützt seit 2024 die HBI in den Bereichen der PR- und Marketing-Arbeit.
Als Communication Advisor ist sie unter anderem für die Erstellung von fachbezogenen Beiträgen und die Konzeptionierung von Social-Media-Postings zuständig. Zudem ist Lucia an der direkten Kundenbetreuung beteiligt.