In der virtuellen Welt sind wir eine Gefahr für uns selbst
Posted 20 Mrz 2017
Bei Cybersicherheit denken wir sofort an Viren, Hacker oder Sicherheitslücken. Doch heutzutage gibt es eine noch viel größere Bedrohung, die die digitale Realität mit sich bringt. Schon mal was von Smombies gehört?
Nein, wir sprechen hier weder von einem neuen Trojaner, noch von einem Hacker, der in einem dunklen Keller die Firewall einer Nationalbank knacken will. Die Gefahr lauert in jedem von uns, denn unsere Generation ist eine Generation von Smombies. Smombies sind eine Spezies, die sich immer weiter ausbreitet und sowohl für sich selbst als auch für andere eine große Bedrohung darstellt. Zunächst hält man sie für einfache Fußgänger, die in normalem Tempo gehen und auf das Geschehen um sich herum achten. Doch dann klingelt das Handy und der Zwang auf dem Laufenden zu bleiben ergreift die Oberhand. Sogleich werden die Smartphones gezückt. Da erscheint er dann in seiner ganzen Pracht: der Smartphone-Zombie, kurz Smombie. Das Tempo reduziert sich auf Schildkröten-Niveau und die Umwelt wird nicht mehr oder kaum noch wahrgenommen.
Geoffrey A. Fowler, ein Reporter des Wall Street Journals, führte einen Test durch, indem sich sein Kollege als Chewbacca von Star Wars verkleidete und auf einen Bürgersteig in San Francisco stellte, um herauszufinden, wie viele vorbeigehende Fußgänger ihn wahrnehmen. Der Reporter fragte dann die Fußgänger, die mit ihrem Handy an dem Monster vorbeigelaufen sind, ob sie es gesehen haben. Das Ergebnis ist erschreckend: die wenigsten haben Chewbacca wahrgenommen. Im ersten Moment scheint das Ergebnis irrelevant, doch, wenn man genauer darüber nachdenkt, erkennt man das Problem: Wenn die Smombies schon eine wirklich ungewöhnlich verkleidete, auffällige Person nicht registrieren, wie sollen sie dann andere Verkehrsteilnehmer, Fahrradfahrer oder Autos wahrnehmen?
Smombies sind kein neues Phänomen, sie haben bereits viele Verkehrsunfälle verursacht und die Statistik zeigt eine steigende Tendenz. Um Unfälle, die durch Smartphone-Gebrauch verursacht werden, entgegenzuwirken, denken sich Designer und Regierungen immer absurdere Sachen aus.
Beispielsweise das schwedische Designer-Duo Jacob Sempler und Emil Tiismann. Sie haben sich ein Verkehrsschild ausgedacht, welches Autofahrer vor Passanten warnt, die ihr Handy nutzen.
Auch in China hat man sich etwas Besonderes einfallen lassen: Getrennte Bereiche auf dem Gehweg, einen für „normale“ Fußgänger und einen für Smombies, sollen für mehr Sicherheit sorgen. So können Smartphone-User in ihrem Schildkröten-Tempo vor sich hin schlurfen und in Schlangenlinien laufen, ohne andere Verkehrsteilnehmer zu stören.
In San Francisco werden mehr Fußgänger-Zonen eingerichtet (wobei hier die Smombies nur ein weiterer Grund sind) und in Hong Kong weisen die Durchsagen in den U-Bahnen darauf hin, auch die Umwelt wahrzunehmen und nicht nur das Handy.
Die meisten Unfälle klingen zwar eher lustig – Menschen fallen in Brunnen, laufen gegen Laternen oder Schaufenster – doch es gab auch schon schwerwiegendere Unfälle mit tragischen Folgen. Menschen werden von Autos erfasst oder rennen gegen eine Tram, wie vor Kurzem in München passiert.
Das Phänomen Smombie ruft absurderweise auch die App-Entwickler auf den Plan. Sie entwickeln Apps, die einen davor warnen, wenn man im Begriff ist auf die Straße zu gehen oder sogar gleich den Bildschirm sperren. Wäre es nicht einfacher, das Handy einfach in die Tasche zu stecken, wenn man am Straßenverkehr teilnimmt und nicht noch durch weitere Apps dazu ermutigt, es in der Hand zu halten.
Alles in allem ist und bleibt es aber ein Thema, bei dem man sich das Schmunzeln nicht verkneifen kann.
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