Cannes 2025: Die wichtigsten Erkenntnisse aus ICCOs ‚PR in Cannes‘-Sessions
Cannes Lions
Posted 08 Juli 2025
Die International Communications Consultancy Organisation (ICCO) veranstaltete am Little Black Book Beach von Cannes eine Reihe von Diskussionen – hier sind die wichtigsten Erkenntnisse aus diesen hochkarätig besetzten Sessions
CANNES – Die International Communications Consultancy Organisation (ICCO) veranstaltete am Strand des Little Black Book in Cannes eine Gesprächsreihe rund um Kommunikationsthemen. Unter dem Titel „PR in Cannes“ wurde dabei insbesondere die Frage beleuchtet: Wie können PR-Fachleute eine zentralere Rolle in Wirtschaft und Gesellschaft einnehmen?
Unterstützt durch Partner wie Team Farner, Worldcom, AMEC, FIBEP, PRCA, IW Group, SEC Newgate und PRovoke Media gelang es der ICCO im Rahmen der Veranstaltung Agenturleiter, erfahrene Teams, Branchenverbände und PR-Fachleute aus der ganzen Welt zu versammeln. Das Ziel? PR soll nicht länger unter Wert verkauft werden, sondern ihre wahre Bedeutung für die Wirtschaft unterstreichen.
Dabei beinhaltete das Tagesprogramm nicht nur einen Roundtable sowie sechs intensiv geführte Panel-Diskussionen, sondern auch die Möglichkeit zum reichhaltigen Austausch und zur Vernetzung am Strand.
Der Tag begann mit einem aufschlussreichen Roundtable unter der Leitung von Sarah Waddington, Interims-CEO der PRCA, in dessen Rahmen die Zukunft der PR-Agenturen näher evaluiert wurde. Gemeinsam mit David Blois (M&A Advisory), Alistair Kellie (SEC Newgate), Michael Frohoff (PR:E) und Lauren Winter (FleishmanHillard) wurden die Herausforderungen und Chancen für die Zukunft der Agenturen diskutiert. Zu den Themen gehörten Innovation, Investitionen und die Integration von Datenanalysen.
Die Diskussionsteilnehmenden betonten die Bedeutung ethischer Praktiken, die aktuelle Relevanz der Ausbildung künftiger Führungskräfte und die Notwendigkeit für PR-Fachleute, die Zukunft der Branche aktiv zu mitzugestalten, anstatt nur auf Veränderungen zu reagieren. Gemeinsam legten die Sprecherinnen und Sprecher einen Fahrplan dafür vor, wie sich Agenturen in einer sich wandelnden Landschaft anpassen und behaupten können, und unterstrichen dabei die Rolle, die die PR als kreative und strategische Kraft in Wirtschaft und Gesellschaft spielt.
Auch im weiteren Verlauf des Tages blieb es spannend. So befasste sich etwa das erste Panel am Nachmittag mit einem der meistdiskutierten Themen der Branche: KI. Moderatorin Sarah van Mosel, Geschäftsführerin der PVBLIC Foundation, bezeichnete die Disruption durch künstliche Intelligenz als „neue industrielle Revolution“. Damit stieß sie eine Diskussion darüber an, wie KI die Arbeitsweise von Kommunikationsteams verändert.
Weitgehend einig war man sich innerhalb der Diskussionsrunde, dass KI-Tools in Verbindung mit menschlicher Kreativität zu intelligenteren Strategien und einem effizienteren Zeitmanagement führen können. Anstatt sich vor KI zu fürchten, betonten die Diskussionsteilnehmenden, dass PR-Fachleute die Führung übernehmen und zeigen müssen, wie KI Vertrauen schaffen und langfristige Geschäftsziele unterstützen kann.
Einen gänzlich anderen Schwerpunkt hatte die darauffolgende Diskussionsrunde. Diese befasste sich mit der Frage, wie durch geschickte PR-Strategien die aktuelle Diskussion rund um den Klimawandel weg von der landläufigen Apathie hin zu tatsächlichen Handlungen gewandelt werden könne. Dabei war es den Teilnehmenden besonders wichtig zu unterstreichen, dass die jahrelangen düsteren Botschaften ein Gefühl der Machtlosigkeit bei den Menschen verursacht hatten. Die Verknüpfung wissenschaftlicher Daten mit mutigen und Hoffnung erregenden Geschichten hingegen wurde als Schlüssel für eine bessere Zukunft ausgemacht.
Insgesamt kann konstatiert werden, dass diese Diskussionsrunde ein hervorragendes Beispiel dafür bot, wie PR eine Führungsrolle beim Setzen aktueller Narrative einnehmen kann. Strategisch eingesetzt kann Kommunikation dazu beitragen, komplexe Probleme zu lösen und langfristiges Verhalten zu formen, anstatt dieses nur im Nachhinein zu erklären.
Das nächste Panel wiederum warf ein Schlaglicht auf das AMEC Barcelona Principles Update 4.0, einer entscheidenden Erneuerung, die auf die Modernisierung der Kommunikationsmessung abzielt und gerade auf dem AMEC Global Summit in Wien in der Woche vor Cannes vorgestellt wurde. Für die Teilnehmenden, darunter AMEC Global MD Johna Burke, war unterdessen klar, dass ein besonderer Fokus der Kommunikationsmessung Ergebnissen, Transparenz und aussagekräftigen Erkenntnissen ruhen müsse.
Paneltalk: „2025 and Beyond: Measuring What Truly Matters“ mit Johna Burke (AMEC), Allyson Hugley (LinkedIn Marketing Solutions) und Thomas Netousek (eMedia Monitor)
Allyson Hugely, Global Marketing Solution Lead bei LinkedIn, fasste die Stimmung vor Ort so zusammen: „Die Messung muss sich weiterentwickeln, um authentische Geschichten über die Wirkung zu erzählen, nicht nur Zahlen.“ Für das Podium als Ganzes war dabei klar, dass die Übernahme dieser Prinzipien Vertrauen schaffen könne und zugleich einen verantwortungsbewussten Umgang mit Kommunikationsergebnissen fördere, der die kontinuierliche Verbesserung der eigenen Evaluierungsfähigkeiten vorantreibe – ein Umstand, der insgesamt einen grundsätzlichen Wandel in der PR-Messung darstelle.
Rasant ging es dann bereits mit der nächsten Sitzung weiter. Das Thema? Wie kann Media Intelligence in einer Zeit der Fehlinformationen und gesellschaftlicher Spaltung wieder Vertrauen herstellen. Dabei wurde im Panel unter anderem die Frage diskutiert, wie Transparenz, fundierte Quellen und ehrliches Storytelling dazu beitragen können, Glaubwürdigkeit aufzubauen – und wie diese Grundlagen durch intelligente Tools und eine starke Informationsvalidierung unterstützt werden können.
Dabei gingen die Teilnehmenden auch auf die Media Trust Initiative ein. Diese bietet Organisationen einen Rahmen ihre Bemühungen auf diesem Gebiet zu tracken und zu verstärken. Es folgte ein Appell an alle Agenturen und Verantwortlichen, mehr Verantwortung bei der Gestaltung der öffentlichen Informationen zu übernehmen und zu einem vertrauenswürdigeren Medienumfeld beizutragen.
Ein besonderes Highlight bildete das von der Worldcom PR Group gesponserte Panel zur Rolle der künstlichen Intelligenz innerhalb der PR – und welchen Einfluss diese auf künftige Entscheidungen in der Branche haben würde. Corinna Voss (HBI) und Tom Coyne (Coyne PR) argumentierten innerhalb der Runde, dass KI kein Ersatz für PR sein können, sondern vielmehr eine Vielzahl and Gelegenheiten und Chancen biete, die Rolle der PR beim Reputations- und Vertrauensaufbau neu zu definieren.
Dabei war den Teilnehmenden klar, dass Earned Media weiterhin ein entscheidender Aktivposten bleiben würde: Corinna Voss unterstrich hierbei, dass Earned Media einen direkten Einfluss auf die Markenreputation beibehält – während Tom Coyne betonte, dass Strategien für ein Gleichgewicht zwischen menschlicher Kreativität und KI-gesteuerter Optimierung entscheidend werden würden.
Ein weiteres Schwerpunktthema dieser Diskussion war Generative Engine Optimisation (GEO) – und damit verbunden auch die Frage, wie PR-Inhalte durch KI-Systeme besser auffindbar gemacht werden können. Dabei zeigten herangezogene Daten, dass 61 Prozent der KommunikationsmanagerInnen immer noch auf veraltete Metriken zurückgreifen und 79 Prozent Ergebnisse nur schwer effektiv messen können. Für die Teilnehmenden war klar, dass hier moderne und transparente Ansätze entscheidend sein würden, oder wie Corinna Voss unterstrich: „PR ist die Brücke zwischen Innovation und Wirkung.“
In der letzten Sitzung diskutierten Melanie Faithful Kent, CEO von Team Farner, und Rebecca Mayo, stellvertretende CEO von Lansons, wie PR-Agenturen in einer von künstlicher Intelligenz gesteuerten Welt relevant bleiben können. Dabei argumentierten die beiden, dass Agenturen nicht mehr nur Kampagnen ausführen, sondern auch verstärkt Einblicke und Erkenntnisse liefern sollten, um sich als strategische Beratungspartner für Kunden zu positionieren.
Beide bezeichneten Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg als eine große Chance, damit Agenturen auf globale Talente zuzugreifen können. Ihr klarer Appell: Veraltete Strukturen und Arbeitsweisen müssen in Frage gestellt werden, nicht nur um mit den Kunden Schritt zu halten, sondern um eine Kultur zu schaffen, in der der Mensch im Mittelpunkt steht und die auf Werten und langfristigem Vertrauen beruht. Melanie Faithful Kent kam dabei zu dem Schluss, dass zukunftssichere Agenturen nicht nur mit Kunden, sondern auch mit Wettbewerbern und anderen Branchen zusammenarbeiten müssen.
Was bleibt also von der Veranstaltung PR in Cannes? Im Laufe des Tages wurde klar, dass die aktuellen Herausforderung nur durch kühne Ideen, visionäre Trends und einem fundamentalen Glauben an die Wirkungsmacht der Kommunikation beantwortet werden könnte.
Ein Ziel wurde in jedem Fall erreicht: Die Sessions brachten Menschen zusammen, führten zu einem ehrlichen Austausch und Ideen rund um die aktuell nötigen Änderungen, um PR auch künftig als strategisches Instrument für Unternehmen zu positionieren. Um all dies zu erreichen, müssen auch künftig ehrliche Gespräche rund um Vertrauen, Werte und Erfolgsmessung geführt werden – und die Branche muss sich stets ihres Einflusses und ihrer Verantwortung bewusst bleiben.
Dabei ist klar: PR in Cannes war eine der ersten PR-Veranstaltungen bei den Cannes Lions , aber es wird sicherlich nicht die Letzte gewesen sein. Denn die Energie vor Ort hat eines deutlich gemacht: Die Branche ist bereit, sich nicht länger unter Wert zu verkaufen, sondern ihren Einfluss selbst in die Hand zu nehmen.
Über den Autor Patrik Schober:
Patrik Schober ist geschäftsführender Gesellschafter von PRAM Consulting und war der Organisator der ICCO-Veranstaltung „PR in Cannes“.